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Wasser Atmen

Ich blicke auf und verstehe: Ich habe den Horizont erreicht.
Es trügen alle Grenzen, ich bin am Ende.
Ich blicke nieder und sehe im Wasser, trüb und seicht,
das Abbild der Sonne glänzen, wie ein Missgeschick achtloser Hände:
Meine letzte Münze, auf der Seehaut treiben.
Ich will sie nicht zurück, sie kann dort ruhig bleiben.
Der lethargische Pulsschlag entflieht
als in den Spiegel tauch ich ein und Kühle mich umfängt.
Was sich meinem Willen entzieht,
mein Körper tat‘s allein - war ich es je, der lenkt?
Bin ich es denn nun? Bin ich frei in meinem Tun?
Der Passivität entglitt der Zaum.
Ich machte meiner Exekutive bekannt:
Meinen dunkelsten Traum -
ich deucht‘ ihn längst vergessen und verbannt.
Stille, Stille schier, in der kein Feuer funkelt.
Die Weite unter mir wird mit jedem Augenschlag verdunkelt.
Ich bin des Lebens müde und bette mich nun in wogende Laken.
Ich bin in meiner Lebensblüte, während Threnodien mich in Bande schlagen!
Wer hörte einen Schatten wenn er riefe?
Ich sinke, ich gewinne an Tiefe.
Ignoranz ist Glück und Glück liegt in Ketten.
Ich kann nicht mehr zurück, einst erwacht bin ich nicht mehr zu retten!
Inmitten all der Einfältigkeit, sag mir: wer wirft schon Falten?
Was soll‘s, wir hinterlassen nicht mal Hintergrundrauschen im kosmischen Walten!
Wer hörte einen Schatten wenn er riefe?
Ich sinke, ich gewinne an Tiefe.
Auch der Wolfspfad hat mich nicht zum Quell geführt,
habe die Weisheit nicht mal aus der Ferne gesehen, gar berührt!
Blieb stets durstig, wurde niemals satt.
Die Ausdauer versiegte, Leere trat an ihre statt.
Ich bin so überflüssig, so übrig, ein Tropfen der in den Ozean rann,
des Daseins überdrüssig - ihm widrig, seht euch den madigen Leichnam an:
Leben ist Sterben und Sterben heißt Leben, keinen Sinn bleibt‘s zu wähnen.
Ich will nicht mehr fühlen, will nicht mehr beben. Unter Wasser gibt es keine Tränen!
Abglanz von Hoffnung - ignoriert, deformiert, korrumpiert, pervertiert, invertiert!
Statt frischem Wind beim Atem holen,
umspült bracker Sud meine Alveolen.
So von Negativität durchblutet
werden freimütig die Lungen geflutet.
Meine fatalen Inspirationen
enden in wenigen Konvulsionen
Wer hörte einen Schatten wenn er riefe?
Ich sinke, ich gewinne...

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